Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese by Sally Koslow

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese by Sally Koslow

Autor:Sally Koslow [Koslow, Sally]
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: DTV Deutscher Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-04-28T20:10:55+00:00


Hätte Quincy mich noch schneller stehen lassen können? Ich konnte sie mir nicht mal richtig anschauen. Nur dass sie immer noch denselben Trenchcoat trägt wie damals, als wir zusammenwohnten, ist mir aufgefallen. Ich hätte ja zu gern mal gesehen, ob eine mit Drillingen schwangere Frau dreimal so dick ist wie ich. Und ich hätte vielleicht auch ganz gern mal mit ihr geredet. Obwohl ich sie selbst unter idealen Umständen niemals um ihren Rat bitten würde, was zum Teufel ich als Nächstes tun soll. Weder Talia noch Chloe haben Quincys kostbaren Zustand erwähnt. Die kleine Mama hat ihnen also entweder noch nichts erzählt, oder aber – autsch! – diese beiden Schnepfen haben geschworen, mit so einer wie mir nicht über das segensreiche Ereignis zu reden. Schließlich bin ich diejenige, die Quincys Drillinge ihres Zuhauses beraubt hat.

»Guten Abend, Miss de Marco. Kann ich Ihnen helfen?«

Wenn’s bloß so wäre. »Vielen Dank, Esteban, nein«, sagte ich. Die Pförtner kannten meinen Namen; es hat etwas sehr Kultiviertes, persönlich begrüßt zu werden. Doch als ich jetzt über den Orientteppich ging, der derart hässlich war, dass man ihn selbst bei eBay kaum losgeworden wäre, streifte mich der Gedanke, dass die Hochnäsigen hier wohl meinten, sie hätten allein schon aufgrund ihrer Adresse Geschmack. Denn ich hätte meinen Arsch verwettet, dass sie es waren, die diesen Teppich ausgesucht hatten.

Ich hörte das Gejohle schon, als ich aus dem Fahrstuhl stieg. Das konnte nur eines bedeuten: Arthur hatte Besuch von seiner Nachbarin. Ihr wieherndes Lachen dröhnte den ganzen Korridor entlang.

Jennifer ist eine jener Frauen, die erst durch Konkurrenz erwachen. Ehe ich die Szene betreten hatte, dürfte sie meinem Artie nicht mal ein knappes Hallo zugebrummt haben, wenn sich die beiden zufällig am Müllschlucker begegneten. Doch seit ich mehrmals die Woche in der Wohnung gegenüber auftauchte, war sie geradezu aufdringlich wie Spam geworden. Ich hatte Arthur schon vorgeschlagen, eine Firewall zu errichten – zu rufen: »Ich habe eine Freundin«, wäre ein Anfang –, doch er suhlte sich gern in dieser Art Aufmerksamkeit.

Als ich die Tür aufschloss, hörte ich sie sagen: »Die Ehefrau war so mit den Nerven herunter, dass sie auf die Toilette rennen musste.« Dann sah ich, dass Jennifer sogar Lachtränen über die Wangen liefen, hässliche Rinnsale, die sich durch ihr Make-up fraßen. Sollte ich ihr einen Lappen reichen? Sie mit dem Schlauch abspritzen?

»Heilige Scheiße!«, rief Arthur, der meine Anwesenheit offenbar nicht bemerkte. »Was ist sonst noch passiert?« Er schenkte seiner Besucherin Wein nach, obwohl ihr Glas noch halb voll war. Es war eine Flasche, die ich vor zwei Tagen gekauft hatte.

»Die Frau konnte einfach den Mund nicht halten. Akuter Sprech-Durchfall und – ach, was auch immer!« Jennifer brach noch einmal in ihr lautstarkes Gewieher aus und trank einen großen Schluck, was zu einem hustenden Fluchen führte.

»Hallo!«, rief ich und legte den Strauß gelber Rosen und die Einkaufstüte mit den Süßigkeiten und dem Schinken ab. Nach beiden hatte mich gelüstet, genauso wie nach dem obszön teuren Rote-Beete-Sorbet im »Rosa Mexicano«. Sheila hatte hoffentlich recht damit, dass ich ein Kind in mir trug, denn ich hatte drei Kilo zugenommen.



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